Sonntag, 13. September 2015
Ekel im Gemälde



Scham und Ekel
Wie wir wissen, ist es ganz normal, dass wir Scham und Ekel bei manchem Arbeiten in der Pflege erleben. Daher ist es vor allem wichtg, den richtigen Umgang damit zu erlernen. Das heißt in Studien wurde schon lange herausgefunden, dass es leichter fällt manche Aufgaben nicht alleine zu erledigen, sondern gemeinsam mit einer Kollegin oder einem Kollegen. Führungspersonen sollten also darauf achten, dass es möglich ist. Hier gilt es Prioritäten zu setzen und Mitarbeiter zu schonen. Das ist ein ganz normaler Arbeitsablauf innerhalb der Pflege. Niemand muss alles können. Bei einem meiner ersten Einsätze auf einer chirurgischen Station hatte ein älterer türkischer Herr üblen Durchfall. Es war ihm wohl peinlich, dass ich mich an diesem morgen um ihn kümmern sollte und sonst war da niemand, als junge Schülerin dachte ich mir, naja, mach ich. Als ich ihn auf den Toilettenstuhl begleitete schoss es geradezu aus ihm heraus. Buchstäblich das komplette Zimmer war versaut. Ich war geschockt, der Mann war geschockt...ich konnte ihn gerade noch rechtzeitig auf dem Stuhl absetzen und diesen sichern, ein Tuch überlegen, um seine Intimsphäre zu wahren, denn ich wusste ja, das es ihm sehr unangenehm war. Aber die Verständigung klappte leider nicht besonders gut. Ich holte dann eine Kollegin zur Hilfe, die selbst auch Türkin war. Obwohl sie sehr viel zu tun hatte, kam sie und half mir dabei, das Zimmer zu säubern und den Mann rechtzeitig für seine OP vorzubereiten. Irgendwann beim putzen musste ich sogar lachen, weil die Situation so absurd war. Meine Kollegin musste auch lachen und war mir auch nicht böse, obwohl ich Angst hatte, dass es so sein könnte. Noch heute bin ich ihr sehr dankbar. Wenn ich das hätte alleine machen müssen, wäre es sicher sehr bitter gewesen. Ich bin froh, dass ich damals gut reagiert habe, obwohl ich über Scham und Ekel noch nichts so viel wusste.